Niedrige Restmüllmengen und hohe Verwertungsquote. Welche Rolle spielt die Müllverwiegung ? – Freie Wähler fordern Benchmarking
Die Freien Wähler Unterfrankens machte zusammen mit den beiden FW - Landtagsabgeordneten Günther Felbinger (Gemünden) und Dr.Hans Jürgen Fahn (Erlenbach) eine abfallwirtschaftliche Exkursion nach Goldbach, um dort vor Ort bei der Firma Recyling-Werner Infos aus erster Hand über das dortige Müllkonzept zu erfahren.
Zusammen mit einigen Bürgermeistern ,dem stellvertr. Landrat aus Aschaffenburg, Valentin Weber und dem stellvertr. Landesvorsitzenden Thomas Zöller (Mönchberg) sowie dem Vertreter der Jungen Freien Wähler Unterfranken Harald Sauer (Opferbaum, Lkrs. Würzburg) diskutierte man über ein bürgerfreundliches Abfallwirtschaftskonzept. Der Leiter des Abfallwirtschaftsamt des Landratsamtes Dr. Norbert Schupp zeigte die Vorteile des Aschaffenburger Müllkonzepts, das vor über 10 Jahren die Müllverwiegung eingeführt hat, auf:
- Mit einer Restmüllmenge pro Kopf von nur 51,8 kg liegt der Landkreis Aschaffenburg bundesweit am günstigsten (Bundesschnitt liegt bei 200 kg)
- Die Verwertungsquote ist mit 86% sehr gut.
- Der Landkreis Aschaffenburg hat in 29 von 32 Gemeinden Wertstoffhöfe (die Finanzierung teilen sich Landkreis und Kommunen)
- Der Landkreis Aschaffenburg unterzieht sich vielen Jahren einem Benchmarking, d.h. einer vergleichenden Untersuchung seiner Abfallwirtschaft. Bei einer vergleichenden Untersuchung im Dezember 2009 von 12 Landkreisen und sechs kreisfreien Städten landete der Lkrs. Aschaffenburg auf dem 1.Platz, weil jeder Bürger max. nur 3km Entfernung zu einem Wertstoffhof habe und insgesamt 30 verschiedene Wertstoffe erfasst.
- Die Müllgebühren sind für eine vierköpfige Familie 139 € (mit Biotonne) und 111 € (für Selbstkompostierer) pro Jahr unterfrankenweit sehr niedrig.
Für die anwesenden Kommunalpolitiker aus dem Landkreis Miltenberg war die sehr geringe Restmüllmenge von ca. 50 kg nicht nachvollziehbar (der Landkreis Miltenberg Miltenberg hat einen mit einer ähnlichen Bevölkerungsstruktur eine Restmüllmenge von 150 kg, dafür aber keine Müllverwiegung). Dr.Hans Jürgen Fahn und der Mönchberger Bürgermeister Thomas Zöller sprachen von wilden Müllablagerungen im Landkreis Miltenberg, die evtl aus dem Nachbarlandkreis Aschaffenburg stammen könnten „Wegen der Müllverwiegung möchten die Bürger wenig Müll in die Tonne werfen und entsorgen den Rest in der Flur“, so Thomas Zöller, der „von Mönchberger Erfahrungswerten, die man nicht weg diskutieren könne. Laut Dr.Schupp seien aber die wilden Müllablagerungen zwar ein Problem, aber man gehe dieses Problem gezielt an und in den letzten Jahren seien diese nicht angestiegen.
Für die Freien Wähler wäre ein Benchmarking aller Abfallwirtschaften in Unterfranken eine interessante Fragestellung, die viele Antworten geben könnte., z.B. auf die Frage, ob Müllverwiegung tatsächlich zu weniger Abfall führt oder nicht. Denn der Landkreis Haßberge hat zum Beispiel eine Restmüllmenge von 71,4 kg (ohne Müllverwiegung), während der Landkreis Schweinfurt einen Wert von 74,4 kg (mit Müllverwiegung) hat.
Ein Benchmarking könnte auch unterfrankenweit einmal die Müllgebühren untersuchen; immerhin sind diese im Landkreis Aschaffenburg relativ niedrig und damit dreimal so hoch wie im Landkreis Miltenberg. Natürlich geht es nicht nur allein um die Höhe der Müllgebühren, sondern auch um die Leistungen (z.B. Kompostwerk, Sperrmüll auf Abruf), die man dafür erhält. Und natürlich spielt auch das grundsätzliche System eine Rolle. In Miltenberg dominiert das Holsystem, was für den Bürger bequemer ist, dagegen in Aschaffenburg das Bringsystem. Bei einem Benchmarking sollte man auch andere Müllgebührensystem prüfen. Zum Beispiel bezahlen die Bürger des Nachbarlandkreises Main -Tauber eine monatliche Grundgebühr und müssen je nach Müllanfall zusätzliche Müllmarken kaufen. Immerhin liegt der Main-Tauber-Landkreis bei der Restmüllmenge pro Kopf bundesweit unter den ersten 10 Plätzen.
Für die Freien Wähler bedeutet eine bürgerfreundliche Abfallwirtschaft den Anreiz zur Müllvermeidung, hohe Verwertungsquoten durch zum Beispiel bürgernahe Wertstoffhöfe und möglichst geringe Müllgebühren und ein regelmäßiges Benchmarking (Vergleich mit anderen Gebietskörperschaften), um Einsparpotentiale und Optimierungsvorschläge zu integrieren.